Janus on Nostr: (Dieser Text wurde ursprünglich im März 2023 gepostet, ich übertrage ihn in den ...
(Dieser Text wurde ursprünglich im März 2023 gepostet, ich übertrage ihn in den neuen Account.)
Meine Frau half beim Elternsprechtag in der Schule aus, Dolmetschen für die ukrainischen Eltern. Und die Lehrkräfte klagen insbesondere bei den älteren Schüler*innen über fehlende Motivation und Initiative. Worauf meine Frau ihnen erklären musste, dass das ukrainische Unterrichtssystem völlig anders als das deutsche sei. Sollte vielleicht auch #FediLZ wissen.
Während das deutsche System stark auf Eigeninitiative setzt oder es zumindest versucht, arbeitet der ukrainische Unterricht ausschließlich mit Zwang. Dementsprechend lernen die Schüler*innen, nie mehr zu tun, als ihnen explizit gesagt wurde.
Und insbesondere zu den höheren Klassen hin lernen sie auch zunehmend, Leistung vorzutäuschen und nur noch das absolute Minimum für den Unterricht zu tun.
Das mag für die Lehrkräfte extrem frustrierend sein, aber es ist das folgerichtige Ergebnis eines Schulsystems, das Eigeninitiative unterdrückt.
Das wird jetzt etwas länger, aber ich versuche, einige Unterschiede aufzuzeigen.
Ich habe im vergangenen Jahr selber viel mit den ukrainischen Teenies gesprochen, und ihre Erzählungen spiegeln exakt meine eigenen Erfahrungen von vor über 30 Jahren wieder. Die Ukraine hat das sowjetische Unterrichtssystem übernommen und es kaum verändert.
Der Unterricht hat einen enormen Schwerpunkt auf Mathematik. Dabei wird aber vor allem auf das Lernen von Regeln gesetzt und nicht aufs Verständnis.
Das geht zu Lasten des Sprachunterrichts. Während bei Englisch lediglich zu sehr auf Grammatik gesetzt und kaum gesprochen wird, sind andere Sprachen die reinste Katastrophe.
Ein Kind hatte fast zwei Jahre Deutschunterricht in ihrer Schule. Bei Ankunft hier wusste sie nicht einmal, wie "ei" gelesen wird. Einziges Ergebnis des Unterrichts: "Ich spiele Ball." Heute kann sie vermutlich besser Deutsch als ihre Lehrerin.
Und dann ist da noch extrem viel Grammatik der Muttersprache im Unterricht. Schüler*innen verstehen nach wie vor nicht, wozu sie das lernen.
Schließlich sind da noch die ukrainischen Lehrkräfte, für die Respekt oftmals nur in eine Richtung geht. Die die Schüler*innen nur mit Nachnahmen ansprechen, mit Ausnahme ihrer Lieblinge. Die nicht einmal den Versuch unternehmen zu verstecken, wen sie in der Klasse mögen oder hassen.
Es ist an der Tagesordnung, dass Schüler*innen im Unterricht gezielt aufgerufen werden, um sie vor der Klasse zur Schnecke zu machen. Dass Schüler*innen gegeneinander ausgespielt werden. Dass Zettel abgefangen und vorgelesen werden.
Wie gesagt, ich kenne das alles. Vor über 30 Jahren gab es das an jeder sowjetischen Schule. Die Ukraine war wohl seitdem zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um das Schulsystem zu verbessern.
Mir ist eine bezeichnende Anekdote aus meiner Schulzeit in der Sowjetunion eingefallen. Wir haben eine junge Lehrerin bekommen, frisch aus der Ausbildung. Sie hatte eine ungewöhnliche Idee: ein gemeinsames Frühstück. Zum Kennenlernen und so.
Später platzte unsere Klassenlehrerin vor ihrer Stunde herein. Sie schimpfte diese Lehrerin vor der versammelten Klasse aus. Sie habe keinen solchen Quatsch zu veranstalten, sondern sich an den Lehrplan zu halten.
Diese Lehrerin hat Sprachen unterrichtet, ihr Lehrstoff hatte also ohnehin kein Ansehen. Aber es ging ums Prinzip: Disziplin geht vor, Einlassungen mit den Schüler*innen untergraben die Moral.
Nein, nach dem, was ich höre, teilen nicht alle ukrainischen Lehrkräfte heute diese Einstellung. Meine Hoffnung aber, diese sei zusammen mit der Kommunistische Partei der Sowjetunion gestorben, wurde nicht erfüllt.
Wenn ukrainische Schüler*innen also hier ankommen, ist es für sie erstmals ein Kulturschock. Ich weiß noch, für mich war es einer. Man gewöhnt sich, aber das dauert selbst dann, wenn es keine Probleme mit der Schulleistung gibt.
Meine Frau half beim Elternsprechtag in der Schule aus, Dolmetschen für die ukrainischen Eltern. Und die Lehrkräfte klagen insbesondere bei den älteren Schüler*innen über fehlende Motivation und Initiative. Worauf meine Frau ihnen erklären musste, dass das ukrainische Unterrichtssystem völlig anders als das deutsche sei. Sollte vielleicht auch #FediLZ wissen.
Während das deutsche System stark auf Eigeninitiative setzt oder es zumindest versucht, arbeitet der ukrainische Unterricht ausschließlich mit Zwang. Dementsprechend lernen die Schüler*innen, nie mehr zu tun, als ihnen explizit gesagt wurde.
Und insbesondere zu den höheren Klassen hin lernen sie auch zunehmend, Leistung vorzutäuschen und nur noch das absolute Minimum für den Unterricht zu tun.
Das mag für die Lehrkräfte extrem frustrierend sein, aber es ist das folgerichtige Ergebnis eines Schulsystems, das Eigeninitiative unterdrückt.
Das wird jetzt etwas länger, aber ich versuche, einige Unterschiede aufzuzeigen.
Ich habe im vergangenen Jahr selber viel mit den ukrainischen Teenies gesprochen, und ihre Erzählungen spiegeln exakt meine eigenen Erfahrungen von vor über 30 Jahren wieder. Die Ukraine hat das sowjetische Unterrichtssystem übernommen und es kaum verändert.
Der Unterricht hat einen enormen Schwerpunkt auf Mathematik. Dabei wird aber vor allem auf das Lernen von Regeln gesetzt und nicht aufs Verständnis.
Das geht zu Lasten des Sprachunterrichts. Während bei Englisch lediglich zu sehr auf Grammatik gesetzt und kaum gesprochen wird, sind andere Sprachen die reinste Katastrophe.
Ein Kind hatte fast zwei Jahre Deutschunterricht in ihrer Schule. Bei Ankunft hier wusste sie nicht einmal, wie "ei" gelesen wird. Einziges Ergebnis des Unterrichts: "Ich spiele Ball." Heute kann sie vermutlich besser Deutsch als ihre Lehrerin.
Und dann ist da noch extrem viel Grammatik der Muttersprache im Unterricht. Schüler*innen verstehen nach wie vor nicht, wozu sie das lernen.
Schließlich sind da noch die ukrainischen Lehrkräfte, für die Respekt oftmals nur in eine Richtung geht. Die die Schüler*innen nur mit Nachnahmen ansprechen, mit Ausnahme ihrer Lieblinge. Die nicht einmal den Versuch unternehmen zu verstecken, wen sie in der Klasse mögen oder hassen.
Es ist an der Tagesordnung, dass Schüler*innen im Unterricht gezielt aufgerufen werden, um sie vor der Klasse zur Schnecke zu machen. Dass Schüler*innen gegeneinander ausgespielt werden. Dass Zettel abgefangen und vorgelesen werden.
Wie gesagt, ich kenne das alles. Vor über 30 Jahren gab es das an jeder sowjetischen Schule. Die Ukraine war wohl seitdem zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um das Schulsystem zu verbessern.
Mir ist eine bezeichnende Anekdote aus meiner Schulzeit in der Sowjetunion eingefallen. Wir haben eine junge Lehrerin bekommen, frisch aus der Ausbildung. Sie hatte eine ungewöhnliche Idee: ein gemeinsames Frühstück. Zum Kennenlernen und so.
Später platzte unsere Klassenlehrerin vor ihrer Stunde herein. Sie schimpfte diese Lehrerin vor der versammelten Klasse aus. Sie habe keinen solchen Quatsch zu veranstalten, sondern sich an den Lehrplan zu halten.
Diese Lehrerin hat Sprachen unterrichtet, ihr Lehrstoff hatte also ohnehin kein Ansehen. Aber es ging ums Prinzip: Disziplin geht vor, Einlassungen mit den Schüler*innen untergraben die Moral.
Nein, nach dem, was ich höre, teilen nicht alle ukrainischen Lehrkräfte heute diese Einstellung. Meine Hoffnung aber, diese sei zusammen mit der Kommunistische Partei der Sowjetunion gestorben, wurde nicht erfüllt.
Wenn ukrainische Schüler*innen also hier ankommen, ist es für sie erstmals ein Kulturschock. Ich weiß noch, für mich war es einer. Man gewöhnt sich, aber das dauert selbst dann, wenn es keine Probleme mit der Schulleistung gibt.