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2024-11-26 04:31:36

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Anti-Spiegel

Warum muss man im russischen Fernsehen erfahren, wie in Österreich mit dem Gas geschummelt wird?

Gazprom hat, so wurde gemeldet, die Gaslieferungen nach Österreich eingestellt. Das stimmt allerdings nicht, denn das Gas fließt weiter nach Österreich, nur dass jetzt Zwischenhändler daran verdienen und es dadurch für die Österreicher teurer wird.



von Anti-Spiegel
25. November 2024 14:00 Uhr

Es wurde gemeldet, Gazprom habe die Gaslieferungen nach Österreich vor etwas über einer Woche eingestellt. Der Grund ist ein Schiedsgerichtsurteil, denn der österreichische Konzern OMV hatte Gazprom verklagt, weil Gazprom über Deutschland nicht die vereinbarte Menge an Gas nach Österreich geliefert hat.
OMV vs. Gazprom

Das stimmt natürlich, nur lag die Schuld ja nicht bei Gazprom, sondern bei den EU-Sanktionen und den Entscheidungen der deutschen Bundesregierung, die Nord Stream 2 nie eingeschaltet und die Wartung von Turbinen zum Gastransport sanktioniert haben. Da Nord Stream mit solchen Turbinen ausgestattet ist, mussten die Gaslieferungen irgendwann ausfallen, weil es keine funktionsfähigen Turbinen mehr gab. Das war im Sommer 2022.

Ein europäisches Schiedsgericht gab OMV nun Recht und OMV informierte Gazprom daraufhin darüber, dass es das gelieferte Gas nicht mehr bezahlen würde, bis die 230 Millionen Euro, die das europäische Gericht OMV zugesprochen hatte, mit neuen Gaslieferungen verrechnet sind.

Daraufhin kündigte Gazprom an, die Gaslieferungen an OMV ab dem 16. November einzustellen, wenn OMV seine Rechnungen nicht bezahlen will. Und so kam es auch und Gazprom stellte die Lieferungen an OMV ein.

Russisches Fernsehen bildet

Aber es gibt ein interessantes Detail, auf das ich in einem Bericht des russischen Fernsehens über die vergangene politische Woche in Europa aufmerksam geworden bin: Das russische Gas fließt nämlich fröhlich weiter zum Knotenpunkt Baumgarten in Österreich, Gazprom hat die Lieferungen also nicht eingeschränkt oder gar eingestellt.

Das konnte ich gar nicht glauben, aber es stimmt, auch in Österreich gab es darüber sehr kleine Meldungen, die aber wohl kaum jemand bemerkt hat. ORF berichtete beispielsweise gut versteckt:

„Auch laut dem täglichen Lagebericht der Austrian Gas Grid Management (AGGM) zeigten gestern die „Mengenanmeldungen der Marktteilnehmer (…) wieder eine nur eine geringe Importeinschränkung in Baumgarten“. Der Fluss nach Österreich sei derzeit reduziert, in die Slowakei fließe über die Ukraine aber ungefähr dieselbe Menge wie zuletzt, ergänzte Lehr gegenüber der APA. „Das heißt, über die Ukraine-Route kommt dasselbe Gas wie noch letzte Woche. Es bleibt aber scheinbar auch ein Teil in der Slowakei“, so Lehr. Naheliegend sei daher, dass slowakische Marktteilnehmer einen Teil der OMV-Mengen übernehmen.“

Der Trick mit dem virtuellen Revers

Das ist sehr verwirrend formuliert, also fragen wir uns mal, was die Aussage, „dass slowakische Marktteilnehmer einen Teil der OMV-Mengen übernehmen“, bedeutet.

Wozu sollten slowakische Firmen das Gas kaufen, das OMV bisher gekauft hat?

Ganz einfach: Um es mit einem Aufschlag weiterzuverkaufen, denn das Gas kommt noch zu alten Bedingungen durch die Ukraine und ist daher billiger als an den europäischen Börsen. Man kann es also mit Gewinn weiterverkaufen.

Und nun wollen wir mal gemeinsam raten, wer das Gas kauft. Genau: OMV kauft das Gas nun nicht mehr von Gazprom, sondern OMV (oder eine andere österreichische Firma) kauft das gleiche Gas nun mit einem Aufpreis bei Zwischenhändlern in der Slowakei. Den Schaden haben die österreichischen Verbraucher, die die Preiserhöhung bezahlen müssen.

Wenn man genau liest, steht das auch genau so in der Meldung des ORF, denn dort heißt es, dass die Gaslieferungen in Baumgarten fast unverändert geblieben sind und auch die Mengen, die von dort in die Slowakei gehen, sind unverändert geblieben. Das bedeutet, dass auch nach Österreich noch immer ungefähr genauso viel Gas von Gazprom kommt, wie zuvor.

Wie das geht? Ganz einfach: Eine slowakische Firma kauft das Gas bei Gazprom und verkauft es sofort nach Österreich weiter. Das russische Gas kommt durch die Ukraine nach Baumgarten und wird direkt ins österreichische Netz eingespeist, anstatt zuerst zum Käufer in die Slowakei und dann zurück nach Österreich zu gehen. Dieser Trick nennt sich virtueller Reverse.

Den Aufschlag, den die slowakische Firma nimmt, bezahlen die Verbraucher in Österreich.

Aber das steht weder in der Meldung vom ORF, noch fanden andere europäische Medien das erwähnenswert. Um das zu erfahren, muss man leider russisches Fernsehen schauen.

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https://anti-spiegel.ru/2024/warum-muss-man-im-russischen-fernsehen-erfahren-wie-in-oesterreich-mit-dem-gas-geschummelt-wird/
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