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2025-01-07 00:15:37

bruno on Nostr: Bretton-Woods, der Welthandel und Corona Es war Hochsommer und vom 1. Bis 22.Juli ...

Bretton-Woods, der Welthandel und Corona

Es war Hochsommer und vom 1. Bis 22.Juli 1944 trafen sich Abgesandte der Alliierten im Mount Washington Hotel im malerischen Ferienort Bretton-Woods, im US-Staat New Hampshire. Der zweite Weltkrieg war in vollem Gang, die Operation „Overlord“ – die Offensive der West-Alliierten in der Normandie (6. Juni bis 24. August 1944) – eröffnete eine zweite Front gegen Deutschland, und es war absehbar, dass Deutschland den Krieg verlieren würde.

Um die Welt für Zeit danach zu regeln, trafen sich die Finanzminister und Notenbankgouverneure bzw. -präsidenten von 44 Nationen, um darüber zu beraten, wie der Welthandel nach dem Krieg aussehen könnte. Die Wirtschaftskrisen der Jahrzehnte zuvor hatten gezeigt, dass ein Mechanismus geschaffen werden musste, der verhinderte, dass die wirtschaftliche Schwäche einer Nation die gesamte Welt in Mitleidenschaft zieht.

Das Ergebnis war das Bretton-Woods-System, in dem eine neue Weltwirtschaftsordnung verabschiedet und die Weltbank und der Internationale Währungsfonds gegründet wurden.

England hatte sich durch die Kriege verausgabt, seine einstige Vormachtstellung als Welthandelsnation in der Welt verloren (British Empire), Amerika war zur größten Industrie- und Exportmacht aufgestiegen. Und alle Nationen der Welt litten unter den finanziellen Verlusten der Kriege -denn Waffen sind teuer und wenn sie einmal verbraucht sind, erbringen sie keinen weiteren Gewinn mehr.

Die neue Weltwirtschaftsordnung basiert auf einem Goldgedeckten Dollar und der Ankettung aller anderen Währungen an den Dollar. Eine Feinunze Gold (31,8g) entsprachen 35 US-Dollar, und jede Nation, die mitmachen wollte, musste Gold in die Tresore der USA Liefern (vor allen in das berühmte Fort-Knox) um im Gegenzug zu einem festen Wechselkurs eigene Banknoten drucken zu können. Für Deutschland, das nach Ende des zweiten Weltkrieges im Jahr 1948 Verhandlungen zum Beitritt zum Bretton-Woods-System aufnahmen, die 1952 abgeschlossen und ratifiziert wurden, bedeutete dies, dass 1 US-Dollar einen Wert von 4,20 DM der neuen BRD hatte. Dazu musste die BRD tonnenweise Gold in die USA schiffen, und konnte im Gegenzug mit den so entstandenen, eigenen Deutschen Mark Beträgen arbeiten. Wollte Deutschland mehr Deutsche Mark in ihren Geldkreislauf pumpen, musste sie passenden Menge an Gold bereitstellen und in Fort-Knox lagern. Im Gegenzug ermöglichte das Bretton-Woods-System einen ereinfachten Welthandel, weil alle teilnehmenden Nationen über die Kette Eigenwährung -> Dollar -> Fremdwährung die Wechselkurse für Waren und Dienstleistungen berechnen konnten, die über Jahre stabil blieben.

Bis zum 15.8.1971.

Das vermeintlich wohldurchdachte – aber mit einigen Fehlern versehene Bretton-Woods-System – wurde unilateral, also einseitig, vom damaligen Präsidenten Richard Nixon in eine „Hauruck-Aktion“ aufgekündigt. Wieder einmal waren die USA in finanziellen Schwierigkeiten und konnte die hohen Staatsausgaben nicht mehr aufbringen. Unter anderem waren der Korea- und vor allem der Vietnam-Krieg so teuer geworden, dass die USA kurz vor einer Pleite standen. Und die üblichen Maßnahmen eines Staates, um an Geld zu kommen, funktionierten nicht.

Steuererhöhungen waren derart unpopulär, dass Nixon damit in US-Senat und US-Kongress nicht durchgekommen konnte, und der Verkauf von Staatsanleihen zeigte ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg. Denn vor allem die amerikanischen Bürger, sahen es nicht ein, einem Staat, der ihre Söhne in zwei Kriegen in Fernost „verheizt“ hatte, auch noch Geld für Staatsanleihen zu geben. Kurz: die USA waren pleite. So kam es – und so geht zumindest die Mär – dass Nixon nur im engsten Beraterstab von Freitag bis Sonntag beriet, und Sonntagsabends vor die Fernsehkameras trat und der Welt den temporärem Ausstieg der USA aus dem Bretton-Woods-Abkommen und damit den vorläufigen Austritt der USA aus der Goldbindung des Dollars verkündete.

Diese vorläufige, einseitige Kündigung des Bretton-Woods-System dauert bis heute an. Es ist nie wirklich aufgekündigt worden. Aber die normative Kreft des Faktischen nahm ihren fatalen Lauf: die Währungen aller Welt entwerten zusehends. Erst langsam, dann rapide.

Denn: die Aufhebung der Golddeckung erlaubte es jedem Staat, mehr oder weniger nach belieben, neue Banknoten in Umlauf zu bringen, ohne die gleichwertige Menge an Gold bereitstellen zu müssen. Die Gelddrucker liefern auf Hochtouren, oder „The money-printer goes brrrrrrrrr…“

Und seitdem reihte sich Finanzkatastrophe an Finanzkatastrophe.

Das Bretton-Woords-System dürfte als das größte Drittparteirisiko der Weltgeschichte eingehen. Zwei Handelspartner (Nationen) die sich auf einen gemeinsamen dritten verlassen mussten (Den Gold-Dollar) wurden jäh im Stich gelassen. Zwar versuchten die USA nach dem Ölpreisschock und Präsident Jimmy Carter im Jahr 1973 (wer erinnert sich nicht mit Freude an die Autofreien Sonntage und dem Fahrradausflug auf Bundesdeutschen Autobahnen?) mit der Errichtung des Petro-Dollars die Gold-Deckung durch eine Ölpreis-Deckung zu ersetzen, in dem sie arabische Staaten verpflichteten, sämtliche Öl-Geschäfte in Dollar abzuwickeln und die USA garantierten mit ihrem Millitärapparat freie Seewege. Aber auch das ging schief und konnte den Preisverfall des Dollars nicht aufhalten. Seit Errichtung des Bretton-Woods-Abkommens in 1944 bis heute (2025) hat der US-Dollar 97% an Wert verloren. Mit Katastrophalen Folen.

Das Bretton-Woods-System, in dem der britischen Ökonom John Mynard Keynes, neben dem US-Ökonomen Harry Dexter White, erlaubte auf Bestehen von Keynes den Teilnehmerstaaten eine Inflation von 2%. Durch die dauernde Bereitstellung weiterer Goldreserven. Was der Grund für diese 2% Inflation war, kann niemand mehr sagen. Viele vermuteten, dass die 2% Inflation mit der jährlich steigenden Goldproduktion von 1,7 bis 3% begründet wurde. Aber das ist Unsinn.

Denn bei einer jährlichen Steigerung der Goldproduktion um 2% pro Jahr müsste sich die Goldmenge alle 35 Jahre verdoppeln, somit in 70 Jahren vervierfachen, und das ist bei weitem nicht der Fall. Die Menge des gesamten, weltweit geförderten Goldes, passt geschätzt in einen Würfel mit der Kantenlänge von 27m. Dieser Würfel könnte bequem unterhalb der ersten Etage des Eiffelturms ohne anzuecken platziert werden.Und ein Würfel mit der Kantenlänge von 37cm, also etwas mehr als die Kantengröße eines LP-Covers von 33cm, wiegt 1.000 Kilogramm, also eine Tonne.

Jedenfalls wollte Keynes durch ein Inflationsziel von 2% pro Jahr die Vollbeschäftigung in den Bretton-Soods-Staaten und die Geldwertstabilität sicherstellen. Keynes hatte aus den Geschehnissen vor dem zweiten Weltkrieg den Schluss gezogen, dass eine Hyperinflation unbedingt zu vermeiden sei, aber eine moderate Inflation die Wirtschaft ankurbelt. Und eine Deflation, die angeblich durch eine Wertsteigerung des Geldes der Bürger zu Kaufzurückhaltung und einem erliegen der Wirtschaft führen würde, sollte auch vermieden werden.

Das war allerdings völliger Unsinn, wie sich im Laufe der Jahrzehnte nach 1971 herausstellte. Eine Inflation verhindert, dass Menschen ihr sauer verdientes Geld einfach auf die Bank tragen, dort liegen lassen, und später davon Leben können. Sie mussten vielmehr waghalsige Spekulationen eingehen, oder auf windige Finanzberater hören (Kapitalbildende Lebensversicherungen wurde hier gerne an den uninformierten Mann und an die unbedarfte Frauen gebracht), und die Verluste des eigenen Geldes von 2% pro Jahr wenigstens ausgleichen zu können.

In den 90er Jahren waren neben Aktien, Lebensversicherungen und Schiffsbeteiligungen an Schiffen in Panama auch und vor allem Immobilieninvestitionen gerne genommen, weil Immobilien wie von Geisterhand immer weiter im Wert stiegen, sich durch windige Kreditvergaben von Banken (s. die Globale Finanzkrise von 2008, Occupy Wallstreet) günstig wie von selbst finanzieren liessen, und einen Wohlstand produzierten der im Jahr 2025 und den folgenden krachend Zusammenbrechen dürfte.

Und auch die Angst vor einer Deflation ist unbegründet. Eigentlich müssten alle Waren und Dienstleistungen im Laufe der Zeit günstiger werden. Wo man das sehr gut sehen kann, und dieser Effekt auch tatsächlich gegeben ist, ist die Computertechnologie. Zwar bekommt man für 2.000€ immer noch einen Laptop, aber dessen Leistungsfähigkeit ist aufgrund Moors-Law ungefähr alle 18 Monate um das doppelte gestiegen. Auch das erste iPhone kostete ungefähr genauso viel wie moderne Modelle. Aber die neuen Modelle haben bessere Kameras, mehr Speicher, mehr Konnektivitätmöglichkeiten (Wifi, Bluetooth, NFC und andere).

Wo das Ganze nicht so gut funktioniert, ist dagegen die Automobilbranche. Während die Qualität und Sicherheit von der Tin Lizzy – dem ersten Modell von Henry Ford – und einem heutigen Opel Astra gigantisch ist und somit einen höheren Preis rechtfertigt, ist der Unterschied zwischen einem Opel A-Kadett aus den 70ger Jahren zum heutigen Nachfolger Opel-Astra nur noch marginal.

Anschnallgurte, ABS, Servolenkung und Bremssysteme versprechen zwar ein höheres Maß an Sicherheit und Bequemlichkeit, dürften bei näherer Betrachtung und unter Berücksichtigung der um sich greifenden, optimierten Produktionsprozessen und zunehmender Massenfertigungen aber keine Preissteigerung um das zwei- oder dreifache zu damals rechtfertigen. Aber geschickte Lobbyarbeit der Autohersteller und Einflussnahme auf die Gesetzgebung sorgen dafür, dass Autos mit neuen, marginalen Features versehen werden müssen – sonst dürfen diese nicht mehr am Verkehr teilnehmen – und bieten somit einem seit Jahrzehnten sterbenden Geschäftsmodell dir Möglichkeit, weitere Gewinne zu erwirtschaften.

Ähnliche zusammenhänge sind in vielen Bereichen der Wirtschaft zu erkenne. Pharmakologie, Medizin, Bauwesen und andere unterliegen diesen inflationären und gesetzgebenden Gesetzen. Aber spätestens seit Corona und seinen Weltverändernden Folgen merken auch jede Frisörin und ihr Hund, dass hier gehörig etwas faul ist.

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