El Bitcoin Ambassador on Nostr: 2/ In Stadtverwaltung und Institutionen wurden in der ersten Juniwoche zuverlässige ...
2/
In Stadtverwaltung und Institutionen wurden in der ersten Juniwoche zuverlässige Fachleute als Leiter eingesetzt, darunter
AUFGABEN: Sicherung der Versorgung, Leitende Stellen mit Antifaschisten besetzen und Aufstellung einer antifaschistischen Hilfspolizei
Weitere sieben von insgesamt neun Polizei- und Hauptwachtmeister, alle zuvor in der NSDAP, wurden hingegen noch am 1. Juni im Amt bestätigt und erst später geschasst, als klar war, dass die Sowjetunion auch Schwarzenberg besetzen würde.
"Diese Namen aus dem Ausschuss - wie Irmisch, Korb - tauchten alle schon in den Zwanzigerjahren auf. Das waren damals die führenden KPD-Leute im Landkreis,” sagt Lenore Lobeck.
16.05.1945
In Bezug auf Lebensmittel schrieb der Aktionsausschuss folgendes vor:
”Die vordringlichste Aufgabe ist die Sicherstellung der Ernährung für unsere Bevölkerung.
1. Der Verkauf von Lebensmitteln ohne die vorgeschriebenen Lebensmittelabschnitte ist strengstens untersagt. Bezugsbeschränkte Waren dürfen weiterhin nur nach den jeweils erlassenen Anordnungen verkauft werden. Zuwiderhandlungen werden unnachsichtig bestraft.
2. Sämtliche Lebensmittel und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs (Kleidungsstücke und Spinnstoffe aller Art), gleichviel ob sie im Eigentum der Wehrmacht gestanden haben oder der zivilen Versorgung dienten, sind von der Stadt mit sofortiger Wirkung beschlagnahmt und dürfen ohne Bezugsausweis nicht verkauft oder entnommen werden. Wer sich an solchen Vorräten vergreift, macht sich des Plünderns schuldig und wird erschossen.
3. Es wird alles getan, die Lebensmittelversorgung im Rahmen der zur Zeit bestehenden großen Schwierigkeiten zu meistern. Vorübergehende Stockungen müssen verständnisvoll in Kauf genommen werden.
4. Die Zivilbevölkerung wird gebeten, aus Gründen der eigenen Sicherheit in jeder Hinsicht Ruhe und Ordnung sowie Disziplin zu wahren. Sicherheitsmaßnahmen für die Bevölkerung sind weitgehendst getroffen worden.
5. Das eigenmächtige Herausschlagen von Holz aus den Wäldern ist strengstens untersagt. Wegen einer allgemeinen Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz wird allerschnellstens eine Regelung getroffen und bekanntgegeben.
6. Es ist jedermann untersagt, eigenmächtig Gegenstände zu requirieren (beschlagnahmen). Wer auch hier in unerlaubter Weise handelt, hat mit strenger Strafe zu rechnen.”
Schwarzenberg, Erzgeb., am 16. Mai 1945
Der Erste Bürgermeister”
Irmisch
20.06.1945
Mit dem Einrücken sowjetischer Soldaten am 20. Juni 1945 wurde zwar der Aktionsausschuss aufgelöst. Seine Mitglieder blieben allerdings in ihren angemaßten Ämtern, wurden nach und nach sogar von der nun zuständigen Siegermacht bestätigt.
Warum allein der Begriff “Freie Republik Schwarzenberg” falsch ist
Freiheit bedeutet in vielerlei Hinsicht Freiwilligkeit und daraus resultierende freiwillige Kooperation. Ein freier Markt, der sich in einer besatzungslosen Zeit auch durchaus hätte ergeben können, würde darüber hinaus Dezentralität voraussetzen. Weder das eine noch das andere ist aus den in diesem Artikel gezeigten Schriften erkenntlich. Die Mitglieder des Aktionsausschusses übten stattdessen vor allem eines aus - Zwang.
Zwang kann in keinem Zusammenhang mit Freiheit stehen. Sicher ist es wichtig in der Phase des Chaos kurz nach Kriegsende, auf dem Fundament physischer Unversehrtheit, Regeln aufzustellen. Doch Konfiszierung von Eigentum unter Androhung körperlicher Gewalt darf hier in keinem Falle Gegenstand sein.
Ich möchte mich in diesem Artikel aber nicht nur mit den sechs Kommunisten beschäftigen, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1945 den ersten Bürgermeister des Amtes enthoben und beurlaubten. Diese Kommunisten haben in der Folge der Geschichte bereits viele Lorbeeren geerntet, vor allem, als sie im nachfolgenden DDR Staatsapparat teils hohe Stellen bekleideten. Die Heroisierung der oben genannten soll in diesem Artikel keine Fortsetzung finden.
Alle Aufzeichnungen, Erzählungen und Dokumentationen brachten mich schließlich zu der Frage:
Wie hat sich die Bevölkerung verhalten? Gibt es Hinweise auf individuelle, dezentrale Handlungen, die den Menschen zu Linderung verhalf?
Nach kurzer Recherche stieß ich auf YouTube Videos, die diese Zeit der Schwarzenberger Geschichte beleuchteten. Weiterhin wurde ich auf das Buch “Die Schwarzenberg Legende” von Lenore Lobeck, welches die Thematik beleuchtet, aufmerksam. Im Januar 2025 fand auch ein langes Telefonat mit ihr und kurz darauf Emailkontakt statt. Um weitere Meinungen einzuholen, fanden Gespräche mit dem Archiv der Stadt Aue und Lydia Schönberg, einem Mitglied der “Künstlergruppe Zone” statt. Diese Gruppe betreibt wie bereits kurz beschrieben in Schwarzenberg die Kneipe “Kunst & Kneipe” und verwendet bis heute den romantisch klingenden Begriff “Freie Republik Schwarzenberg”. Da Frau Schönberg in Herrn Paul Korb einen “lupenreinen Kommunisten der ersten Stunde” sieht und ich “aufhören solle, ihn zu verurteilen” (was ich in keinster Weise tat), kann man die Informationen, die ich aus diesem Telefonat gewann auch gut mit dem Nahrungsangebot eines DDR Supermarktes vergleichen, sie waren sehr knapp.
Ich möchte zunächst mit der Dokumentation beginnen und dich einladen, diese anzusehen
https://www.youtube.com/watch?v=VfZe6noZDrs&t=4s
von 17:16 Min bis 19:43 Min wird es interessant
Anneliese Neumann (Landesproduktengroßhandel)
“Es war ja NIEMAND zuständig für die Versorgung, für die Verpflegung.” (Vor allem in den ersten beiden Wochen). “Und da haben wir von uns aus in Verbindung mit dem Landrat damals, versucht Ware ranzuschaffen, hauptsächlich Fisch aus Hamburg. Und da haben wir eben Kompensationsware mitgenommen, was es hier gab. Das waren “Strümpfe, Holz für Fischkisten und Schnaps aus Bockau, den es drüben (Hamburg) nicht gab. Und auf diese Weise ist eben was reingekommen. Wir hatten große Lagermöglichkeiten und da hatten wir aus Wehrmachtsbeständen verschiedene Sachen gehabt und das wurde dann auch mit verkauft und verteilt.”
Die Flüchtlinge (Soldaten) “die haben wir dann auch soweit es ging verpflegt und die haben bei uns auf dem Heuboden übernachtet und sich vor allen Dingen mal unten im Hof gewaschen, mein Vater hatte große Fässer hingestellt, dass die sich mal richtig waschen konnten.”
Ingeborg Zeissig, Angestellte der Kraußwerke
“in weiser Vorraussicht hat Herr Krauß schon seit 1943 wieder die Friedensprodukte (verzinkte Waren) produziert…”
“Hatten 1943 schon einen guten Vorrat an Waschgeräteteilen und Waschmaschinen”
“…und konnten so die Produkte auf Wunsch von Städten und Gemeinden aus Norddeutschland gegen Lebensmittel tauschen und verkaufen.”
“Ware gegen Ware.”
Erwähnenswert ist auch, dass aus den Beständen der 3. US-Armee in Weimar, Schwarzenberg mindestens bis Anfang Juni 1945 großzügige Unterstützung mit Lebensmitteln bekam. Entsprechende Lieferungen der Roten Armee sind nicht belegt, aber möglich.
Gottfried Becher, Sohn eines Fuhrunternehmers
Wenige Kilometer entfernt in Johanngeorgenstadt an der tschechischen Grenze lebte Gottfried Becher, Sohn des einzigen Fuhrunternehmers im Ort und damals 18 Jahre alt. Drei-, viermal die Woche habe er bis zu 40 Flüchtlinge in ein Auffanglager im amerikanisch kontrollierten Oelsnitz gefahren. "Über die Demarkationslinie hinweg, das war überhaupt kein Problem die ersten Tage. Da waren keine Sperren und nichts, ich bin immer vollkommen ungeschoren durchgefahren", erzählt Becher. Auf dem Rückweg nahm er Lebensmittel mit ins unbesetzte Gebiet, wenn es welche gab. Etwa sechs Wochen konnte Gottfried Becher unbehelligt in Amerikanisch besetztes Gebiet fahren und sah ein- oder zweimal US-Soldaten in Johanngeorgenstadt. "Die Hauptsache war immer: Fotoapparate abgeben, Gewehre und Pistolen", so Becher. "Zwischen dem 8. Mai und 20. Juni bin ich da rüber, am 21. Juni kamen bei uns die ersten Russen an. Da sollte ich dann für die Kommandantur Versorgungsfahrten machen."
Aus der BILD, 07.04.2015:
„Meine Eltern hatten in Johanngeorgenstadt ein Fuhrgeschäft. Mit dem Kriegsende strömten Hunderte Menschen über die tschechische Grenze. Unter ihnen viele Sudetendeutsche. Menschen, die nur eines wollten: in Freiheit leben, nicht unter der Kontrolle der Russen.”
Dr. Emil Freudewald, Arzt aus Schwarzenberg
“Anfang Juni gelang es ihm, in eigener Initiative und Verantwortung, nur mit einem unterstützenden Schreiben des Landrates über die Zonengrenze hinweg nach Marburg, Wuppertal und Leverkusen zu fahren, um Medikamente für die ärztliche Versorgung einzukaufen. Gemeinsam mit dem Apotheker Mahr finanzierte Freudewald den Einkauf und die Fahrt aus privaten Mitteln.”
aus “Die Schwarzenberg Legende” S. 40 - Lenore Lobeck
Nicht nur Schwarzenberg war unbesetzt - sondern der gesamte Landkreis
Das Internet ist voller Informationen über die in Schwarzenberg einmalige Zeit nach dem Krieg. Dass aber der gesamte Landkreis um Schwarzenberg “staatenloses Gebiet” war, wird selten erwähnt. 500.000 Menschen waren betroffen.
Im Mai 1945 gründeten sich in allen 41 kreiszugehörigen Gemeinden Aktionsausschüsse. Sie unterschieden sich in Größe, Zusammensetzung und politischer Absicht. Mit mindestens je einem bürgerlichen Ausschussmitglied waren die Akteure in Markersbach, Schneeberg, Eibenstock oder Oberschlema um die Einhaltung demokratischer Grundsätze bemüht, während beispielsweise in Bermsgrün, Johanngeorgenstadt und Schwarzenberg von der KPD dominierte Ausschüsse fundamentalistisch vorgingen.
Nach meinem Telefonat mit der Autorin Lenore Lobeck, welches meine Befürchtungen eher bestätigte, dass die Kommunisten und Sozialisten der späteren DDR die Geschichte zu ihrem Gunsten umgedichtet haben, fand auch Emailaustausch mit Frau Lobeck statt:
Email von Lenore Lobeck
Lieber Herr …,
auch ich habe mich über das Gespräch gefreut. Es war mir vieles neu, weil ich, wie ich schon sagte, von Wirtschaft keine Ahnung habe. Vielen Dank.
Ich kam noch nicht dazu, nach dem Transportunternehmen Becher zu schauen, was ich dazu habe.
Ich kann aber sicher sagen, dass Neumanns die Ware selbst verteilten. Sie hatten ein Haus am Bahnhof und darin einen Laden. Der Laden „Gemüseneumann“ war bis nach 1990 ein Begriff in Schwarzenberg. Ich suche, ob ich ein altes Foto von dem Haus habe.
Neumanns wurden vom Aktionsausschuss eher gemieden. Ich habe auch keine Korrespondenz gefunden zwischen den beiden „Parteien“.
In den von den Mitgliedern des Aktionsausschusses oder anderen Kommunisten selbst verfassten Berichten und Texten wurde der Name Neumann kaum erwähnt, sie erhielten nicht die Anerkennung, die sie verdient hätten – sie gehörten eben zum Kleinbürgertum und hatten Privatbesitz, das passte alles nicht ins Bild, was verbreitet werden sollte.
Erst einmal viele Grüße
Lenore Lobeck
1946
Als die erste und bis 1990 einzige freie Wahl in Schwarzenberg am 1. September 1946 eine knappe Mehrheit für die CDU ergab, griffen die enttäuschten Kommunisten auf die Machtmittel der sowjetischen Besatzung zurück. „Sollten Sie, wie heute, Ihre zufällige Mehrheit dazu benützen, unsere demokratischen Erfolge rückgängig zu machen, werden Sie auf Granit beißen“, kündigte Willy Krause, im Mai und Juni 1945 Vorsitzender des Aktionsausschusses und inzwischen SED-Ortssekretär, den in freien und geheimen Wahlen bestimmten Abgeordneten der CDU an. In wenigen Wochen setzten Irmisch, Krause und ihre Genossen den Ausschluss der nicht genehmen bürgerlichen Repräsentanten durch und rissen erneut die Macht an sich. Irmisch und Krause waren übrigens spätestens seit 1954 Stasi-Spitzel. Ein basisdemokratisches Experiment, gar eine unabhängige Republik mit eigener Verfassung (wie von Heym fantasiert) oder auch nur eine sozialistische Revolution aus der Breite der Bevölkerung hat es im Landkreis Schwarzenberg im Mai und Juni 1945 nicht gegeben. Alle derartigen Behauptungen sind nichts als ideologisch motivierte Legenden.
Freiwillige und friedliche Kooperation
Mir ist wichtig zu verdeutlichen, dass die Menschen trotz ihrer äußerst schwierigen Situation nach einem zuvor verlorenen Weltkrieg friedlich kooperierten. Sie vollzogen erfolgreich Tauschhandel, weil die Zustände es erforderten. Sie nutzten Ware und Güter als Geld, zeigten Courage und organisierten in Eigenregie Medikamente aus weit entfernten Städten.
Die Kommunisten beanspruchen die später verteilten Lorbeeren bis heute für sich. Nur als Randnotiz (Auf einem Schwarzenberger Lehrpfad) kann hier und da eine Art Danksagung an private Unternehmer wie Familie Neumann gefunden werden. Sie sind es jedoch, die in den ersten Tagen und Wochen nach dem Krieg das öffentliche Leben am Laufen hielten, sich um die Versorgung der Bevölkerung kümmerten, die Rückführung der gestrandeten Soldaten unterstützten. Vor allem Ihnen hätte Aufmerksamkeit und Dank gelten müssen.
Ich möchte mit diesem Artikel einen kleinen Beitrag dazu leisten, diesen Menschen posthum die Ehre zu erweisen, die Ihnen zusteht.
Für mich ist diese wahre Geschichte Beweis dafür, dass die freie Marktwirtschaft sehrwohl, entgegen der Meinungen des linken Lagers, auch in Zeiten der Not funktioniert.
Auch in äußerst herausfordernden Zeiten gibt es kein Marktversagen, der Markt stellt sich auf geänderte äußere Einflüsse ein und setzt die Anreize so, dass sich die Handlungen der Marktteilnehmer diesen neuen Einflüssen anpassen. Eine spontane Ordnung sorgt für die angemessene Justierung der Handelnden.
Was bedeutet das in Bezug auf Bitcoin?
Menschen handeln, Menschen kooperieren. Wenn Individuen zu Kriegszeiten in der Lage sind, in schwierigsten Situationen auf Basis friedlicher Aktionen Erfolge zu erzielen, wie wirkt sich das in einem Bitcoin Standard aus, in welchem Menschen zuvor bereits über einen längeren Zeitraum des Friedens in einem begrenzten, unkonfiszierbaren, freien, für jeden offenen und an Kaufkraft gewinnenden Geld gespart haben?
Katastrophen werden bis zum Ende aller Tage auf dieser Erde auftreten. Hier taucht auch oft die Frage auf:
“Wie unterstützen wir dann sozial schwache Menschen, oder Menschen, die unverschuldet alles verloren haben? Wo ist der soziale Aspekt in Bitcoin?
Wie wird denn DEIN Kapitalismus damit fertig?” Auch dieser Frage stand ich bereits des öfteren gegenüber. Und das natürlich berechtigt.
Ich hoffe, dass die genannten Beispiele aus Schwarzenberg dazu beitragen, diese Bedenken aufzufangen und zu adressieren. In diesem Artikel befasste ich mich schließlich nur mit Schwarzenberg, da hierzu die meisten Informationen verfügbar waren. Ich lade dich ein, dich in die Lage aller verbleibenden Menschen des gesamten Landkreises hineinzuversetzen. Es ist für eine sechsköpfige Kommunistengruppe schlicht unmöglich, zentral planend, für das Wohl der auf 20.000 Menschen angewachsenen Bevölkerung zu sorgen. Warum sind hierzu keine Informationen bekannt? Wahrscheinlich, weil diese Menschen schlicht den ganzen Tag damit beschäftigt waren, sich aus dieser misslichen Lager des Hungerns zu befreien und wenig Interesse an der Heroisierung durch Kommunisten hatten. Eine Nachbarschaft hat bedingt durch enge soziale Kontakte immer ein Interesse, einander zu helfen, ich persönlich kenne es nicht anders.
In einem deflationären Geldsystem, in welchem das Ersparte langsam aber stetig an Kaufkraft gewinnt, sehe ich keine Hürden für selbstlose Hilfsbereitschaft
Wenn dir mein Artikel gefallen hat und du mich ein wenig unterstützen möchtest, freue ich mich über ein paar Sats
In Stadtverwaltung und Institutionen wurden in der ersten Juniwoche zuverlässige Fachleute als Leiter eingesetzt, darunter
AUFGABEN: Sicherung der Versorgung, Leitende Stellen mit Antifaschisten besetzen und Aufstellung einer antifaschistischen Hilfspolizei
Weitere sieben von insgesamt neun Polizei- und Hauptwachtmeister, alle zuvor in der NSDAP, wurden hingegen noch am 1. Juni im Amt bestätigt und erst später geschasst, als klar war, dass die Sowjetunion auch Schwarzenberg besetzen würde.
"Diese Namen aus dem Ausschuss - wie Irmisch, Korb - tauchten alle schon in den Zwanzigerjahren auf. Das waren damals die führenden KPD-Leute im Landkreis,” sagt Lenore Lobeck.
16.05.1945
In Bezug auf Lebensmittel schrieb der Aktionsausschuss folgendes vor:
”Die vordringlichste Aufgabe ist die Sicherstellung der Ernährung für unsere Bevölkerung.
1. Der Verkauf von Lebensmitteln ohne die vorgeschriebenen Lebensmittelabschnitte ist strengstens untersagt. Bezugsbeschränkte Waren dürfen weiterhin nur nach den jeweils erlassenen Anordnungen verkauft werden. Zuwiderhandlungen werden unnachsichtig bestraft.
2. Sämtliche Lebensmittel und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs (Kleidungsstücke und Spinnstoffe aller Art), gleichviel ob sie im Eigentum der Wehrmacht gestanden haben oder der zivilen Versorgung dienten, sind von der Stadt mit sofortiger Wirkung beschlagnahmt und dürfen ohne Bezugsausweis nicht verkauft oder entnommen werden. Wer sich an solchen Vorräten vergreift, macht sich des Plünderns schuldig und wird erschossen.
3. Es wird alles getan, die Lebensmittelversorgung im Rahmen der zur Zeit bestehenden großen Schwierigkeiten zu meistern. Vorübergehende Stockungen müssen verständnisvoll in Kauf genommen werden.
4. Die Zivilbevölkerung wird gebeten, aus Gründen der eigenen Sicherheit in jeder Hinsicht Ruhe und Ordnung sowie Disziplin zu wahren. Sicherheitsmaßnahmen für die Bevölkerung sind weitgehendst getroffen worden.
5. Das eigenmächtige Herausschlagen von Holz aus den Wäldern ist strengstens untersagt. Wegen einer allgemeinen Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz wird allerschnellstens eine Regelung getroffen und bekanntgegeben.
6. Es ist jedermann untersagt, eigenmächtig Gegenstände zu requirieren (beschlagnahmen). Wer auch hier in unerlaubter Weise handelt, hat mit strenger Strafe zu rechnen.”
Schwarzenberg, Erzgeb., am 16. Mai 1945
Der Erste Bürgermeister”
Irmisch
20.06.1945
Mit dem Einrücken sowjetischer Soldaten am 20. Juni 1945 wurde zwar der Aktionsausschuss aufgelöst. Seine Mitglieder blieben allerdings in ihren angemaßten Ämtern, wurden nach und nach sogar von der nun zuständigen Siegermacht bestätigt.
Warum allein der Begriff “Freie Republik Schwarzenberg” falsch ist
Freiheit bedeutet in vielerlei Hinsicht Freiwilligkeit und daraus resultierende freiwillige Kooperation. Ein freier Markt, der sich in einer besatzungslosen Zeit auch durchaus hätte ergeben können, würde darüber hinaus Dezentralität voraussetzen. Weder das eine noch das andere ist aus den in diesem Artikel gezeigten Schriften erkenntlich. Die Mitglieder des Aktionsausschusses übten stattdessen vor allem eines aus - Zwang.
Zwang kann in keinem Zusammenhang mit Freiheit stehen. Sicher ist es wichtig in der Phase des Chaos kurz nach Kriegsende, auf dem Fundament physischer Unversehrtheit, Regeln aufzustellen. Doch Konfiszierung von Eigentum unter Androhung körperlicher Gewalt darf hier in keinem Falle Gegenstand sein.
Ich möchte mich in diesem Artikel aber nicht nur mit den sechs Kommunisten beschäftigen, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1945 den ersten Bürgermeister des Amtes enthoben und beurlaubten. Diese Kommunisten haben in der Folge der Geschichte bereits viele Lorbeeren geerntet, vor allem, als sie im nachfolgenden DDR Staatsapparat teils hohe Stellen bekleideten. Die Heroisierung der oben genannten soll in diesem Artikel keine Fortsetzung finden.
Alle Aufzeichnungen, Erzählungen und Dokumentationen brachten mich schließlich zu der Frage:
Wie hat sich die Bevölkerung verhalten? Gibt es Hinweise auf individuelle, dezentrale Handlungen, die den Menschen zu Linderung verhalf?
Nach kurzer Recherche stieß ich auf YouTube Videos, die diese Zeit der Schwarzenberger Geschichte beleuchteten. Weiterhin wurde ich auf das Buch “Die Schwarzenberg Legende” von Lenore Lobeck, welches die Thematik beleuchtet, aufmerksam. Im Januar 2025 fand auch ein langes Telefonat mit ihr und kurz darauf Emailkontakt statt. Um weitere Meinungen einzuholen, fanden Gespräche mit dem Archiv der Stadt Aue und Lydia Schönberg, einem Mitglied der “Künstlergruppe Zone” statt. Diese Gruppe betreibt wie bereits kurz beschrieben in Schwarzenberg die Kneipe “Kunst & Kneipe” und verwendet bis heute den romantisch klingenden Begriff “Freie Republik Schwarzenberg”. Da Frau Schönberg in Herrn Paul Korb einen “lupenreinen Kommunisten der ersten Stunde” sieht und ich “aufhören solle, ihn zu verurteilen” (was ich in keinster Weise tat), kann man die Informationen, die ich aus diesem Telefonat gewann auch gut mit dem Nahrungsangebot eines DDR Supermarktes vergleichen, sie waren sehr knapp.
Ich möchte zunächst mit der Dokumentation beginnen und dich einladen, diese anzusehen
https://www.youtube.com/watch?v=VfZe6noZDrs&t=4s
von 17:16 Min bis 19:43 Min wird es interessant
Anneliese Neumann (Landesproduktengroßhandel)
“Es war ja NIEMAND zuständig für die Versorgung, für die Verpflegung.” (Vor allem in den ersten beiden Wochen). “Und da haben wir von uns aus in Verbindung mit dem Landrat damals, versucht Ware ranzuschaffen, hauptsächlich Fisch aus Hamburg. Und da haben wir eben Kompensationsware mitgenommen, was es hier gab. Das waren “Strümpfe, Holz für Fischkisten und Schnaps aus Bockau, den es drüben (Hamburg) nicht gab. Und auf diese Weise ist eben was reingekommen. Wir hatten große Lagermöglichkeiten und da hatten wir aus Wehrmachtsbeständen verschiedene Sachen gehabt und das wurde dann auch mit verkauft und verteilt.”
Die Flüchtlinge (Soldaten) “die haben wir dann auch soweit es ging verpflegt und die haben bei uns auf dem Heuboden übernachtet und sich vor allen Dingen mal unten im Hof gewaschen, mein Vater hatte große Fässer hingestellt, dass die sich mal richtig waschen konnten.”
Ingeborg Zeissig, Angestellte der Kraußwerke
“in weiser Vorraussicht hat Herr Krauß schon seit 1943 wieder die Friedensprodukte (verzinkte Waren) produziert…”
“Hatten 1943 schon einen guten Vorrat an Waschgeräteteilen und Waschmaschinen”
“…und konnten so die Produkte auf Wunsch von Städten und Gemeinden aus Norddeutschland gegen Lebensmittel tauschen und verkaufen.”
“Ware gegen Ware.”
Erwähnenswert ist auch, dass aus den Beständen der 3. US-Armee in Weimar, Schwarzenberg mindestens bis Anfang Juni 1945 großzügige Unterstützung mit Lebensmitteln bekam. Entsprechende Lieferungen der Roten Armee sind nicht belegt, aber möglich.
Gottfried Becher, Sohn eines Fuhrunternehmers
Wenige Kilometer entfernt in Johanngeorgenstadt an der tschechischen Grenze lebte Gottfried Becher, Sohn des einzigen Fuhrunternehmers im Ort und damals 18 Jahre alt. Drei-, viermal die Woche habe er bis zu 40 Flüchtlinge in ein Auffanglager im amerikanisch kontrollierten Oelsnitz gefahren. "Über die Demarkationslinie hinweg, das war überhaupt kein Problem die ersten Tage. Da waren keine Sperren und nichts, ich bin immer vollkommen ungeschoren durchgefahren", erzählt Becher. Auf dem Rückweg nahm er Lebensmittel mit ins unbesetzte Gebiet, wenn es welche gab. Etwa sechs Wochen konnte Gottfried Becher unbehelligt in Amerikanisch besetztes Gebiet fahren und sah ein- oder zweimal US-Soldaten in Johanngeorgenstadt. "Die Hauptsache war immer: Fotoapparate abgeben, Gewehre und Pistolen", so Becher. "Zwischen dem 8. Mai und 20. Juni bin ich da rüber, am 21. Juni kamen bei uns die ersten Russen an. Da sollte ich dann für die Kommandantur Versorgungsfahrten machen."
Aus der BILD, 07.04.2015:
„Meine Eltern hatten in Johanngeorgenstadt ein Fuhrgeschäft. Mit dem Kriegsende strömten Hunderte Menschen über die tschechische Grenze. Unter ihnen viele Sudetendeutsche. Menschen, die nur eines wollten: in Freiheit leben, nicht unter der Kontrolle der Russen.”
Dr. Emil Freudewald, Arzt aus Schwarzenberg
“Anfang Juni gelang es ihm, in eigener Initiative und Verantwortung, nur mit einem unterstützenden Schreiben des Landrates über die Zonengrenze hinweg nach Marburg, Wuppertal und Leverkusen zu fahren, um Medikamente für die ärztliche Versorgung einzukaufen. Gemeinsam mit dem Apotheker Mahr finanzierte Freudewald den Einkauf und die Fahrt aus privaten Mitteln.”
aus “Die Schwarzenberg Legende” S. 40 - Lenore Lobeck
Nicht nur Schwarzenberg war unbesetzt - sondern der gesamte Landkreis
Das Internet ist voller Informationen über die in Schwarzenberg einmalige Zeit nach dem Krieg. Dass aber der gesamte Landkreis um Schwarzenberg “staatenloses Gebiet” war, wird selten erwähnt. 500.000 Menschen waren betroffen.
Im Mai 1945 gründeten sich in allen 41 kreiszugehörigen Gemeinden Aktionsausschüsse. Sie unterschieden sich in Größe, Zusammensetzung und politischer Absicht. Mit mindestens je einem bürgerlichen Ausschussmitglied waren die Akteure in Markersbach, Schneeberg, Eibenstock oder Oberschlema um die Einhaltung demokratischer Grundsätze bemüht, während beispielsweise in Bermsgrün, Johanngeorgenstadt und Schwarzenberg von der KPD dominierte Ausschüsse fundamentalistisch vorgingen.

Nach meinem Telefonat mit der Autorin Lenore Lobeck, welches meine Befürchtungen eher bestätigte, dass die Kommunisten und Sozialisten der späteren DDR die Geschichte zu ihrem Gunsten umgedichtet haben, fand auch Emailaustausch mit Frau Lobeck statt:
Email von Lenore Lobeck
Lieber Herr …,
auch ich habe mich über das Gespräch gefreut. Es war mir vieles neu, weil ich, wie ich schon sagte, von Wirtschaft keine Ahnung habe. Vielen Dank.
Ich kam noch nicht dazu, nach dem Transportunternehmen Becher zu schauen, was ich dazu habe.
Ich kann aber sicher sagen, dass Neumanns die Ware selbst verteilten. Sie hatten ein Haus am Bahnhof und darin einen Laden. Der Laden „Gemüseneumann“ war bis nach 1990 ein Begriff in Schwarzenberg. Ich suche, ob ich ein altes Foto von dem Haus habe.
Neumanns wurden vom Aktionsausschuss eher gemieden. Ich habe auch keine Korrespondenz gefunden zwischen den beiden „Parteien“.
In den von den Mitgliedern des Aktionsausschusses oder anderen Kommunisten selbst verfassten Berichten und Texten wurde der Name Neumann kaum erwähnt, sie erhielten nicht die Anerkennung, die sie verdient hätten – sie gehörten eben zum Kleinbürgertum und hatten Privatbesitz, das passte alles nicht ins Bild, was verbreitet werden sollte.
Erst einmal viele Grüße
Lenore Lobeck
1946
Als die erste und bis 1990 einzige freie Wahl in Schwarzenberg am 1. September 1946 eine knappe Mehrheit für die CDU ergab, griffen die enttäuschten Kommunisten auf die Machtmittel der sowjetischen Besatzung zurück. „Sollten Sie, wie heute, Ihre zufällige Mehrheit dazu benützen, unsere demokratischen Erfolge rückgängig zu machen, werden Sie auf Granit beißen“, kündigte Willy Krause, im Mai und Juni 1945 Vorsitzender des Aktionsausschusses und inzwischen SED-Ortssekretär, den in freien und geheimen Wahlen bestimmten Abgeordneten der CDU an. In wenigen Wochen setzten Irmisch, Krause und ihre Genossen den Ausschluss der nicht genehmen bürgerlichen Repräsentanten durch und rissen erneut die Macht an sich. Irmisch und Krause waren übrigens spätestens seit 1954 Stasi-Spitzel. Ein basisdemokratisches Experiment, gar eine unabhängige Republik mit eigener Verfassung (wie von Heym fantasiert) oder auch nur eine sozialistische Revolution aus der Breite der Bevölkerung hat es im Landkreis Schwarzenberg im Mai und Juni 1945 nicht gegeben. Alle derartigen Behauptungen sind nichts als ideologisch motivierte Legenden.
Freiwillige und friedliche Kooperation
Mir ist wichtig zu verdeutlichen, dass die Menschen trotz ihrer äußerst schwierigen Situation nach einem zuvor verlorenen Weltkrieg friedlich kooperierten. Sie vollzogen erfolgreich Tauschhandel, weil die Zustände es erforderten. Sie nutzten Ware und Güter als Geld, zeigten Courage und organisierten in Eigenregie Medikamente aus weit entfernten Städten.
Die Kommunisten beanspruchen die später verteilten Lorbeeren bis heute für sich. Nur als Randnotiz (Auf einem Schwarzenberger Lehrpfad) kann hier und da eine Art Danksagung an private Unternehmer wie Familie Neumann gefunden werden. Sie sind es jedoch, die in den ersten Tagen und Wochen nach dem Krieg das öffentliche Leben am Laufen hielten, sich um die Versorgung der Bevölkerung kümmerten, die Rückführung der gestrandeten Soldaten unterstützten. Vor allem Ihnen hätte Aufmerksamkeit und Dank gelten müssen.
Ich möchte mit diesem Artikel einen kleinen Beitrag dazu leisten, diesen Menschen posthum die Ehre zu erweisen, die Ihnen zusteht.
Für mich ist diese wahre Geschichte Beweis dafür, dass die freie Marktwirtschaft sehrwohl, entgegen der Meinungen des linken Lagers, auch in Zeiten der Not funktioniert.
Auch in äußerst herausfordernden Zeiten gibt es kein Marktversagen, der Markt stellt sich auf geänderte äußere Einflüsse ein und setzt die Anreize so, dass sich die Handlungen der Marktteilnehmer diesen neuen Einflüssen anpassen. Eine spontane Ordnung sorgt für die angemessene Justierung der Handelnden.
Was bedeutet das in Bezug auf Bitcoin?
Menschen handeln, Menschen kooperieren. Wenn Individuen zu Kriegszeiten in der Lage sind, in schwierigsten Situationen auf Basis friedlicher Aktionen Erfolge zu erzielen, wie wirkt sich das in einem Bitcoin Standard aus, in welchem Menschen zuvor bereits über einen längeren Zeitraum des Friedens in einem begrenzten, unkonfiszierbaren, freien, für jeden offenen und an Kaufkraft gewinnenden Geld gespart haben?
Katastrophen werden bis zum Ende aller Tage auf dieser Erde auftreten. Hier taucht auch oft die Frage auf:
“Wie unterstützen wir dann sozial schwache Menschen, oder Menschen, die unverschuldet alles verloren haben? Wo ist der soziale Aspekt in Bitcoin?
Wie wird denn DEIN Kapitalismus damit fertig?” Auch dieser Frage stand ich bereits des öfteren gegenüber. Und das natürlich berechtigt.
Ich hoffe, dass die genannten Beispiele aus Schwarzenberg dazu beitragen, diese Bedenken aufzufangen und zu adressieren. In diesem Artikel befasste ich mich schließlich nur mit Schwarzenberg, da hierzu die meisten Informationen verfügbar waren. Ich lade dich ein, dich in die Lage aller verbleibenden Menschen des gesamten Landkreises hineinzuversetzen. Es ist für eine sechsköpfige Kommunistengruppe schlicht unmöglich, zentral planend, für das Wohl der auf 20.000 Menschen angewachsenen Bevölkerung zu sorgen. Warum sind hierzu keine Informationen bekannt? Wahrscheinlich, weil diese Menschen schlicht den ganzen Tag damit beschäftigt waren, sich aus dieser misslichen Lager des Hungerns zu befreien und wenig Interesse an der Heroisierung durch Kommunisten hatten. Eine Nachbarschaft hat bedingt durch enge soziale Kontakte immer ein Interesse, einander zu helfen, ich persönlich kenne es nicht anders.
In einem deflationären Geldsystem, in welchem das Ersparte langsam aber stetig an Kaufkraft gewinnt, sehe ich keine Hürden für selbstlose Hilfsbereitschaft
Wenn dir mein Artikel gefallen hat und du mich ein wenig unterstützen möchtest, freue ich mich über ein paar Sats